DE EN FR
Ihr Kundenbereich MyBaloise Link öffnet in einem neuen Tab Abmelden
Nachhaltigkeit Die "5-R-Regel" oder bewusst konsumieren
etika 20. Mai 2022
Es ist zur Zeit viel von Verzicht die Rede. Das klingt erst einmal negativ. Wenn wir freilich ernsthaft den Planeten und die Natur schützen wollen, kommen wir nicht darum herum, unseren Lebensstil stark in Frage zu stellen. Der Krieg in der Ukraine zeigt uns beim Thema Energieverbrauch, was wir schon durch die Klimakrise wissen: Wir müssen auf erneuerbare Energien umsteigen, Energie effizienter nutzen, unseren Plastikverbrauch reduzieren und generell genügsamer werden - also auch einmal auf das Auto und unnötige Verpackungen verzichten. Ähnliches gilt für unseren Fleischkonsum.

Genügsamer konsumieren

Vielleicht ist Genügsamkeit ein Begriff, der uns hilft, diese Herausforderung zu meistern. Etwas genügsamer zu konsumieren, klingt nicht nur positiver als Verzicht, sondern hilft uns tatsächlich, die Aufgabe mit Freude und Erfolgserlebnissen anzugehen.

Denn: Genügsamkeit bedeutet, sich und sein Leben von unnötigem Ballast zu befreien. Wer genügsam lebt, konzentriert sich auf das Leben selbst – und weniger auf Besitz, Reichtum oder Prestige. Zunächst sollte man sich fragen, was man wirklich braucht, um glücklich zu sein. Schaut man ganz bewusst auf das, was man - im weitesten Sinne - besitzt, darf man sich freuen und glücklich schätzen. Einen echten Mangel werden wir hier in Luxemburg kaum feststellen. Was man sein Eigen nennen darf muss nicht immer weiter ausgedehnt, verbessert, größer und teurer sein. Im Gegenteil: Etwas Demut, Einfachheit und Zurückhaltung tut gut!

Was ist die 5-R-Regel?

Eine einfache Veränderung unserer Gewohnheiten kann uns dabei helfen, etwas bescheidener zu werden und dabei dennoch viel zu gewinnen: Sie lässt sich in der 5-R-Regel“ (refuse, reduce, reuse, recycle, rot) zusammenfassen. Mit ihr können wir  nach und nach unseren Konsum bewusster gestalten, Ballast abwerfen und auch weniger Müll produzieren.

Worauf kommt es dabei an? Wenn es um das Thema Müll und Verschwendung von Ressourcen geht, ist oft von „Zero Waste“ die Rede. Die Zero-Waste-Bewegung hat sich einem Unterfangen verschrieben, was vielen radikal oder sogar unmöglich erscheint: dem Boykott von Müll.

Als Pionierin dieser Bewegung gilt die französische Zero-Waste-Bloggerin Béa Johnson, die seit 2008 müllfrei lebt – fast. In ihrem Zero-Waste-Lifestyle verfolgt sie mit ihrer Familie die „5 R’s“ und geht dabei sozusagen gedanklich 2 R weiter, als die meisten Konsumenten, die schon 3 R praktizieren, ohne gleich so radikal wie Bea sein zu wollen:

  • refuse (ablehnen)
  • reduce (reduzieren)
  • reuse (wiederverwenden)
  • recycle (wiederverwerten)
  • rot (kompostieren)

Wir haben gelernt, Verpackungen zu reduzieren, Dinge wieder zu verwenden und zu recyceln. Jetzt können wir auch am Anfang und Ende des Konsums vieler Produkte ansetzen: Ihn gar nicht erst tätigen (ablehnen) und - wenn er doch unvermeidlich ist - zum Ende der Nutzung in den Kreislauf zurück geben (verschenken oder kompostieren).

Wenn man diese Grundsätze in dieser Reihenfolge, also „vermeiden“ als erste Option und „kompostieren“ als letzte, generell im Umgang mit Ressourcen beachtet, kommt man nicht nur einem müllfreieren Konsum schon deutlich näher, sondern generell einem im übetragenen Sinne gesünderen Leben.

Wie kann man die 5 Rs im Alltag praktizieren?

Viele Einmal-Gebrauchsgegenstände stehen in keinem guten Kosten-Nutzen-Verhältnis. Beispielsweise Teelichter in Aluminiumschälchen, die mit enormem Energieaufwand erstellt werden. Sie lassen sich durch Glasgefäße ersetzen. Das gleiche Problem des Ungleichgewichts zwischen Nutzen und Ressourcenverbrauch besteht auch bei den meisten kostenlosen Dingen, die man einfach ablehnen kann: von Werbebroschüren bis zu vorgeschnittenem Obst in Plastikverpackungen.

Und muss es wirklich das fünfte weiße T-Shirt sein? Reicht nicht doch aus, was ich alles bereits habe? Das zweite „R“ dreht sich um etwas, das nicht viele von uns gerne machen: Dinge zu reduzieren. Reduzieren bedeutet jedoch nicht einen kompletten Verzicht, sondern das Bewusstsein dafür zu schärfen, was vorhanden ist und ob man damit nicht doch gut auskommst.

Besonders die Fast-Fashion-Industrie lebt davon, dass wir nicht verzichten. Sie schmeißt Kollektion nach Kollektion zu Schleuderpreisen auf den Markt, damit wir angeregt werden, zuzugreifen. Viele der Teile, die wir kaufen, tragen wir zudem nur kurz oder gar nicht.

Und Recyceln? Ist es im Vergleich zum Vermeiden nicht eine einfache Ausrede gewesen, oft unnötig angefallenes Plastik in die SuperDrecksKëscht zu geben? Daher steht Recycling nach Reduce und Reuse erst an dritter Stille der "Abfallhierarchie".

Schließlich Kompostieren: Das fünfte „R“ klingt kompliziert; vor allem, wenn man keinen eigenen Garten hat. Doch man kann auch auf dem Balkon und sogar in der Küche kompostieren. Benutzt man ihn als Dünger für seine Pflanzen, kann man auf gekauften Dünger verzichten und somit Geld und Verpackungen sparen.

Die "5-R-Regel": ein guter praktischer Leitfaden

Von heute auf morgen komplett ohne Müll zu leben, ist so gut wie unmöglich. Es fallen doch hier und da Abfälle an, gegen die wir nichts tun können. Daher mag die Zero-Waste-Bewegung für viele einschüchternd klingen. Doch wie bei vielen Dingen in Sachen Nachhaltigkeit geht es auch bei der Vermeidung von Müll nicht darum, sofort alles perfekt zu machen. Es geht darum, Änderungen im Alltag vorzunehmen, die man auch nachhaltig umsetzen kann.

Denkt man über das Abfallthema hinaus bzw. erweitert es um den Verbrauch von Energie im Verkehr, könnte ein sechstes R genannt werden: Replace, also das Auto immer öfter durch das Fahrrad ersetzen.

Die „5-R-Regel“ bietet einen guten Leitfaden, der es leichter machen soll, Müll Schritt für Schritt zu reduzieren. Es lohnt, sich im Alltag die Frage zu stellen, welches „R“ von „Refuse, Reduce, Reuse, Recycle, Rot“ man gerade umsetzen könnte. So wird "Zero Waste" schnell zu einer gewohnten Praxis und muss keine unerreichbare Utopie bleiben. Ab heute!

Übrigens: die 5 R führen zu 5 G: Gesundheit, Genuss, Gemeinschaftsgeist, Glück und Genügsamkeit - statt eines Gefühls von Verzicht.